Pianistin, Musikphilosophin

Autor: Melosyne (Seite 3 von 4)

Piano-Zen

Nachdem die Website schon seit einiger Zeit unter dieser Domain online steht, wollte ich jetzt endlich ein paar Zeilen dazu schreiben. Für mich ist Klavierspielen wie Meditation, wie ein spirituelles Sich-Versenken in das Intuitive, Vorbewusste, ein Eins-Werden mit den Gründen der Existenz, aus der die Musik hervortritt in ihrem eigenen Wesen. Versuche einer Definition:

Piano-Zen ist:

  • Persönliches Wachstum durch Hingabe an die Musik
  • Heraustreten aus der eigenen Zeit und der Zeit der Welt und Eintreten in den Rhythmus, die Zeit der Musik
  • Der Versuch, den eigenen inneren Monolog mit all seinen Sorgen und Ängsten auszuschalten und stattdessen einzutauchen in das Fühlen der Musik
  • Die harmonische Angleichung des Bewussten mit dem Unbewussten (Suzuki)
  • Unermüdliches Üben

Für alle, die sich für die Theorie hinter diesen Gedanken interessieren kann ich Herrigel: „Zen in der Kunst des Bogenschießens“, sowie Suzuki’s „Essays on Zen-Buddhism“ und „Dropping Ashes on the Buddha – The Teachings of Zen Master Seung Sahn“ ans Herz legen.

Während der Lektüre wird schnell klar, dass es auf theoretisches Wissen beim Zen nicht ankommt, oder nur, um es zu überwinden. Es braucht viel Übung, und ich erhebe keinen Anspruch auf Meisterschaft, sondern möchte nur weitergeben, was ich an Bereicherung aus diesem Weg erfahren habe.

Im Jenseits der Sprache

Nach den vielen Bildern einmal ein kurzer Text von mir, den ich als Einführung für mein letztes Konzert geschrieben habe. Er enthält philosophische Gedanken über die Besonderheiten von Musik. Da ich auch Philosophie studiert habe ist mir diese Form der Vermittlung ein Anliegen, auch wenn ich derzeit mehr praktisch als theoretisch arbeite.

Worte sind ist mächtig, aber nur so mächtig wie die Gefühle, die wir mit ihnen verbinden. Die Grenzen unserer Sprache sind eben nicht die Grenzen unserer Welt – wie der frühe Wittgenstein in seinem berühmten “Tractatus Logicus-Philosophicus” behauptete – , oder nur, wenn man sie losgelöst von jeglichem Inhalt (Referenz) betrachtet. Wer sich jenseits ihrer Grenzen begibt mag vielleicht fürchten, in einem undifferenzerten Ozean zu ertrinken, dabei ist er nicht ohne Ordnung. Komponisten aller Epochen haben versucht diese Ordnung einzufangen, dem reinen Empfinden eine Struktur zu geben, die in manchen Aspekten feiner ist als das grobe Netz der Sprache, das wir durch den Ozean des Fühlens ziehen, um ihn zu beherrschen. Wir brauchen natürlich die Sprache, sie schlägt Pfähle in den Ozean und baut über ihm ausgefeilte Gebäude der Abstraktion, die es uns ermöglichen, die Gesetze und Narrative zu entwickeln, die unsere Gesellschaft ausmachen. Genauso wuchs aber die Musik über die Epochen zu einer Kunstform heran, die unseren Gefühle in einzigartiger Art und Weise Ausdruck gibt, und auch große Denker haben ihr schon immer ihren Tribut gezollt, wie der große Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt mit diesem wundervollen Zitat:

„Die Musik fängt dort an, wo das Wort aufhört, und wo sie endigt, reicht selbst der Gedanke nicht hin.“

Warum sonst hören wir Musik, wenn wir aufgewühlt sind. Versuchen wir unsere innersten Gedanken eher auch durch Bilder, Gesten oder Poesie darzustellen, die zwar die Sprache nutzt, aber stark assoziativ arbeitet. Trotzdem werden Worte zu häufig missverstanden. Das bekannte Diktum Roland Barthes, nach dem die Intention oder die Gefühle des Autors beim Schreiben eines Textes niemals über das rein abstrakte Schriftbild zum Leser transportiert werden können, der sich aus den auf dem Papier versammelten Zeichen immer eine eigene Interpretation erschließt, der sogenannte “Tod des Autors” belebt zwar einerseits die Debatte und lässt vielschichtige Deutungen zu, andererseits verdammt er Sender und Empfänger einer Nachricht zu Isolation. Und ist nicht das Ziel jeder Kommunikation, verstanden zu werden? Wir haben eine starke Sehnsucht nach einer Einheit im Fühlen (wie sie in Kants Kritik der Urteilskraft als „Gemeinsinn“ untersucht wird), einem „Verschmelzen“ von Bewusstseinsinhalten, doch die Zeit macht uns zu disparaten Wesenheiten. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit allerdings gleichzeitig auf den selben Gegenstand richten, synchronisieren sich die Neuronenmuster in unserem Gehirn, wie z.B. beim Hören von Musik. Die Musik zwingt uns – anders als die Sprache – ihren eigenen Takt auf, sie ist nicht abstrakt, sondern unmittelbar. Diese Macht, die die Musik hat, ist natürlich auch gefährlich, wird sie doch aus genau diesem Grund häufig zu Indoktrination und Gleichschaltung – höre: Marschmusik – gebraucht. Aber wenn sie nicht faschistisch agiert, keine Befehle erteilt, sondern nur zart darum bittet, in ihre Gefühlswelten einzutauchen, kann sie uns in unserem Verständnis einander näherbringen – sofern wir offen dafür sind.

Man kann sich treiben lassen auf den Wellen, die die Luft des Raumes zum Schwingen bringen. Die komplexen mathematischen Beziehungen der Frequenzen erfahren, die eine Stimmung ausmachen. In die Welt eines Komponisten eintauchen, dessen Empfindungen über die Jahrhunderte hinweg zu neuem Leben erwacht.

Musik kann Sprache bestimmt nicht ersetzen. Aber indem man sich jenseits ihrer Grenzen begiebt erspürt man besser ihre Beschränkungen, und auch ihre mögliche Ergänzung und Erweiterung.

Konzertankündigung

Am 20. Oktober 2017 plane ich ein Konzert in der Stadtbücherei, Hilde Domin Saal. Spielen werde ich ein gefälliges Programm von Chopin, Schubert, Debussy und Schumann. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Um über aktuelle Ereignisse wie die genaue Uhrzeit informiert zu werden tragt bitte rechts eure E-Mail Addresse in das kleine Fenster ein!

Aufnahme im Spiegelsaal

Freundlicherweise durfte ich im Spiegelsaal des Prinz Carl Palais in Heidelberg einige Stücke aus meinem Repertoire aufnehmen. Ein Auszug, der „Schmetterling“ von Grieg:

Dazu noch ein paar aktuelle Fotos:

War sehr schön, ich hoffe es bald wiederholen zu können!

Konzert von Eva Smirnova in Bad Kissingen

Mit meiner Lehrerin Eva Smirnova nach ihrem grandiosen Konzert in Bad Kissingen, wo sie ein wunderschönes und virtuoses Programm russischer Komponisten darbot.

Tschaikowski’s Zyklus für Klavier „Die Jahreszeiten“ interpretierte sie klanglich hochpoetisch und sinnlich, mit Klangketten von herzzerreißender Tiefe.

Bei Sergei Prokofjew’s Konzert-Suite für Klavier aus dem Ballett „Romeo und Julia“ konnte man auf den von ihrem präzisem Anschlag in die Luft gezauberten Tonwelten dahinschweben, das Thema der Liebe füllte sie sowohl mit neckisch-spielerischem als auch tragischem Gestus voll aus, ohne dabei – eine große Gefahr aufgrund des hohen Bekanntheitsgrade des Stückes – pathetisch zu wirken.

Danach ein ebenso bekanntes Stück, Tschaikowski’s Konzert-Suite für Klavier aus dem Ballett „Nussknacker“, arrangiert von Mikhail Pletnev – unvergesslich virtuos der „Grand Pas de deux“ mit dem sie ihrer Schule alle Ehre machte und an die Größe russischer Interpreten denken ließ, in deren Reihe sie sehr wohl steht, auch durchaus mit ihrer Eigenart und Charakter.

Als Abschluss durfte auch Rachmaninow natürlich nicht fehlen, 2 Études tableux, opus 33 Nr. 8 g-Moll und opus 39 Nr. 5 es-Moll, bei denen sie – zum Schluss hin noch einmal voll Fahrt aufnehmend – noch einmal ihre vollendete technische Brillanz präsentieren konnte.

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