Hier könnt ihr einige meiner Texte lesen. Der erste wurde bereits in "lauter niemand - Berliner Zeitschrift für Lyrik und Prosa" veröffentlicht.
Beschreibung eines Katers
Mein Kopf ist ein Steinbruch, die Felsbrocken fallen in krachendem Tosen nach unten und oben, das haltende Netz des Gedankensystems obsolet gemacht von Ungedanken, Splittern und Bersten und Schmerzen wie die Kakophonie eines ungestimmten Orchesters, Tutti Forte. Die Kanten zu scharf, sie reißen ohne Definitionen nur Schluchten auf, die unsinngemäß allein von ihrem Vorhandensein - dem drohenden Schatten - künden. Nun blick ich hinab, seh die Steine fallen wie Ich, wie unbehauene Versionen von Erinnerung, die - wenn sie nicht ewig fallen - in Steinwüsten begraben verenden. Dort liegt auch mein gestriges Ich, langsam vermodernd sickert sein Schlick in den Boden, ihr Gift wird Gewürz für das Grundwasser, morgen trink ichs und hoffe dabei ich hätt es vergessen. Ein rettender Traum wäre dieser, die Steine gehalten durch magnetische Felder wie sich ausdehnende Zeit, wie Meteoritenschauer, die sich ohne Maßstab betrachtet nicht mehr bewegen, in Leere gehalten könnte ich wie eine Linse wandern zwischen ihnen, von Gedanke zu Gedanke springend auf der Suche nach goldenen Flözen. Da wird kein Brocken erschlagen vom Nächsten, da bleibt alles wahr und liegt still zur Betrachtung. In dieser metastabilen Phase wäre es vielleicht sogar möglich, Diamanten zu entdecken, die mit genügend Energie sich verwandeln lassen könnten in Graphit. Doch bring ich diesen Druck nicht auf, und will es nicht, denn wäre es ein Schwanken hin zu 0 oder 1 und nicht mehr Schweben, sehen kann ich nur mit offenen Augen, geschlossenem Mund. Hab diesem Traum genug Gewalt schon angetan, um ihn zu beschreiben hab ich ihn vertrieben, nun kann in jeder Sekunde der Stein, der über meinem Kopf her schwebt, herunterkrachen auf diesen. Nur wann? Das weiß kein Mensch. Solang bleib ich hier liegen.
Lux Aeterna
in a window behind shadows lays a light, unburnt but glowing deep within it wavers red and blue and yellow in raging flux, Lux Aeterna holy as it is untouchable strifingly hot in the center of thought oh how i long for the ocean! blue and endless it soothes my mind drowning gently into oblivion in between my mind: logically speaking seeking understanding of the intangible dancing on the spikes of flames glittering on the crowns of waves which moves my soul and captures my mind this light I've seen in you we're kindred, you and i just wanted you to know before you close the curtain and my eyes in the shadow see no more
Kleine Meditation zu Stille
Ich trinke die Stille Ich trinke die Stille wie süßen, schweren Nektar Randvoll ist die Stille So viel ich auch von ihr trinke Nimmt sie doch niemals ab Ich atme die Stille Ein und aus Ein und aus Ein und aus Die Stille macht zufrieden Die Stille macht glückselig Ein und aus Ein und aus Ich atme meine Sorgen weg, Liege geborgen in der Stille So groß ist die Stille, Dass kein Geräusch sie stört In der Stille sind alle Töne aufgehoben Groß ist die Stille und weich Vollkommen weiß Aus ihr kommt alles Ich atme die Stille Ein und aus Ein und aus Ein und aus Es ist keine Not in der Stille Sie gibt, ohne zu verlangen Sie steht allen offen Ein und aus Ein und aus Ein und aus Es ist wundervoll, diese große Stille Sie erfüllt meine Wünsche, Sättigt mein Verlangen Ich brauche nur zu sein Und aus ihr zu trinken Ein und aus Ein und aus Ein und aus Bienengesumm und Glockengeläut stören sie nicht Klavierspiel und Hammerschläge stören sie nicht Ich habe sie eingeatmet Die Stille ist in mir Ein und aus Ein und aus Ein und aus
tönern häng ich in Träumen
tönern häng ich in Träumen die Hände im Wasser verspielend die Fragen im steinernen Raum, die Worte, der Saum. kein Engel weiß nichts bleibt nichts außer Warten muss weben, ein Netz, Ketten sie zu sprengen. von Innen dringt Licht schüchtern blickt es Dir ins Gesicht, mit bloßen Füßen, weißgewandt Ewigkeit wartet nicht, sagt es, immer.
Abendroutine
Jeder Moment Die Möglichkeit der Reflexion Nein, Erkenntnis Jetzt, endlich Nein, jetzt Bald Sehr bald Unbedingt noch heute! Vor dem Schlafengehen Irgendetwas wartet, gedacht zu werden Ein Gedanke will geboren werden Warte nur, angestrengt Er wird schon kommen Er wird kommen Zu dir Jetzt, oder gleich Nach der nächsten Zigarette Am Fenster Während du den Mond betrachtest Die Schatten und den Garten, der im Dunkeln liegt Die Dächer, die schlafen Während du wachst und wartest Auf den Gedanken, der kommen muss Die Erlösung. Oder einfach nur etwas, das dir sagt: Jetzt ist es genug. Geh schlafen. Genug gedacht. Gewartet. Es hat noch Zeit Du darfst zwischendurch auch träumen.
Aus meinem Augenwinkel
seh ich schwarzen Schnee tanzen gegen graue Wolken fallen die Flocken im frierenden Wind Im Gegenlicht: weiß und frei schwebend ein glitzerndes Spiel ohne Ursprung und Ziel die Einen von Schwerkraft gezogen die Anderen aus Zufall dem Fallen gewogen seh ich verschmelzen im Grund aus dem Augenwinkel
Seltsame Wege
nächtlich streifen verirrte Gedanken wie Schlafwandler umher blinde Korridore durchtappen sie dunkel den vollen Mond sehen sie mit geschlossenen Augen nur den Abgrund nicht
Zeit
Ich schreibe Zeit Du liest Zeit Zeit ist vergangen Die Zeit Die du liest Ist dieselbe Zeit wie die Zeit Die ich schreibe Die Zeit wiederholt sich zu jeder Zeit wenn du Zeit liest Deine Zeit vergeht zu jeder Zeit Du misst Zeit an der Zeit Kannst die Zeit durch die Zeit überbrücken
Wörter sind verräterisch
sie verraten dich und laufen über zum Gegenüber und erzählen dort eine ganz andere Geschichte als du glaubst, und niemals wissen kannst. sie zeigen auf dein inneres Gesicht in gänzlich anderem Licht, von fremden Blicken aus gerichtet bläht es sich oder schrumpft zu was? was sage ich, was hörst du nur? ist denn mein Mund verhext, dass alles sich durch ihn verwirrt und einen Teppich webt in dem ich schlinger? ist er zu schön, bin ich zu blass ist er hässlich, mir verhasst, ist er zu dick muss ich ersticken ist er zu fadenscheinig, flicken doch niemals passt er mir so ganz die Fransen fliegen lose durch die Luft und wer sie wie verknüpft entzieht sich jedem logischen Verstand Vielleicht kann ihr Klang Klarheit bringen der Ton, die Farbe, Takt, Frequenz Ein schönes Spiel doch bleibt es leer Jage lieber weiter den Ideen hinterher
Nachmittag am See
All-ein der Tag. Die Hitze. Die Körper und Pflanzen und Köpfe. Das schwelende Schweben von Luft in zu dichten Schichten, durchdrungen von sengendem Licht Strahlende Kindergesichter. Sie entfachen ein Feuer inmitten der still liegenden Schar der Sonnenseligen, Saboteure des Stillstands kreischen und tanzen um den Rauch mit wehenden Tüchern, Könige und Königinnen der Wildnis auch hier, wo strähnenbleiche Trägheit herrscht bis die grüne Kühle des Sees sie magisch durchbricht dann im seichten Wasser Zug um Zug dem anderen Ufer entgegen sich gleitend die Gliedmaßen bewegen Und eine Stimme, die ruft: Du, schwimm nicht weg wir wollen doch zusammen bleiben! Und einig treiben in der Mitte des Sees Drei Mädchenaugenpaare zwischen stillen Wellenbergen glitzert das Glück in Miniatur taucht keines unter schwimmt keines zurück bleiben alle wunschlos zeitlos hier An der Grenze des Himmels
